Geschichtliches zur Markgrafenkirche und zur Kirchengemeinde Cadolzburg

Vorläuferin der heutigen Markgrafenkirche war ein vermutlich im 13. Jh. erbautes gotisches Gebäude, das der Schutzpatronin der Sänger und Musikanten, der Hl. Cäcilia, geweiht war. Im Laufe der Zeit war diese Kirche so schadhaft geworden, daß ihr Einsturz befürchtet werden mußte. 1735 reichten sowohl Pfr. Michael Walther als auch das Oberamt Cadolzburg mehrere Gesuche für Genehmigung eines Neubaus ein. Pfr. Walther begründete seinen Antrag mit folgenden Worten:

»Weilen aber diese alte Kirche nicht nur überhaupt sehr finster und übel eingerichtet, sondern auch an theils Orten so schadhaft gewesen, daß man ihren gänzlichen Umsturz befürchten müssen; …« (S. 84) Aber erst am 19. Januar 1750 erteilte Ansbach die Baugenehmigung.

Am Sonntag Okuli, dem 01.03., hielt Pfr. Walther über Joh 2, 19 und Prediger Salomo 3,3 die letzte Predigt in der alten Kirche; bereits einen Tag später wurde mit dem Ausräumen und dem Abbruch begonnen. Man hatte schon am Mittwoch, den 25. Februar begonnen, das Dach abzudecken. Pfr. Walther berichtet, daß die unter dem Pflaster aufgefundenen Epitaphe und Reliquien registriert und anschließend verwahrt wurden.

Die Bauleitung wurde dem ansbachischen Hofbaumeister Johann David Steingruber übertragen; dieser verfertigte nicht nur die Pläne, sondern kümmerte sich auch um alle Details des Innenausbaus. Als Mitarbeiter gewann Steingruber die hiesigen Handwerksmeister:

  • den Maurer- und Steinhauermeister Georg Conrad Ebner
  • den Zimmermeister Johann Georg Biberbach
  • die Schreinermeister Gregorius Moser und Georg Philipp Schneider
  • den Glaser Johann Conrad Schuler
  • den Schlosser Johann Binder
  • und aus Ansbach:
  • Georg Conrad Meyer (Bildhauer)
  • Johann Georg Braunwald (Turmdecker)

Bereits am 18. März 1750 konnte mit einem Gottesdienst und einer »Standrede« Pfr. Walthers die Grundsteinlegung erfolgen. Über diesen Gottesdienst berichtet Pfr. Walther im einzelnen (S. 88): Beginn des Gottesdiensts mit Glockengeläut; in einer Prozession zogen Schüler, Kirchen - und Schulbedienstete zusammen mit den Kirchenpflegern Johann Jacob Pube (er ist auch Rechnungsführer des Kirchenbaus und Ratsmitglied) und Gg. Phil. Schneider zum Bauplatz. Dort hatten sich bereits die Beamten, Bürgermeister und der Rat, sowie zahlreiche Einwohner versammelt. Zu Beginn des Gottesdienstes wurde das Lied »Allein Gott in der Höh’ sei Ehr« gesungen; darauf erfolgte die Predigt.

Während der Grundsteinlegung – die Steingruber vornahm – wurden die zwei letzten Verse des Liedes »Aus meines Herzens Grunde« gesungen und dann erteilte Pfr. Walther den Segen. 14 Tage vorher wäre es an gleicher Stelle beinahe zu einer Katastrophe gekommen. Beim Umsturz eines Teils des Dachstuhls wurde ein Maurergeselle verletzt, doch gelang es dem Chirurgen Süß seine Verletzungen zu behandeln, so daß er einige Monate später wieder vollkommen genesen war.

Weitaus tragischer verlief ein Unfall, der sich am 21. März ereignete. Beim Erdaushub am Chor wurde der Tagelöhner Johann Gg. Gnad verschüttet; er erlag einige Tage später seinen inneren Verletzungen. Nach Beendigung der Maurerarbeiten am 1. Juli und der Aufrichtung des Dachstuhls in den folgenden Tagen, begann man mit der Dachabdeckung am Turm.

Da in der Folgezeit das Geld ausblieb, verzögerte sich der Weiterbau und erst am 23. Oktober konnten die Zimmerarbeiten am Turm beginnen. Sie mußten aber kurz darauf wegen schlechten Wetters erneut eingestellt werden. In diese Zeit fällt auch ein Vorfall, den die Akten des Staatsarchivs für das Rentamt Cadolzburg vermerken: Der Cadolzburger Tagelöhner Veit Brunner wird wegen Diebstahls von Baumaterial zu sechs Wochen Arbeitsdienst verurteilt.

Erst 1751 erfolgte die Fertigstellung der Kirche und am 19. Sonntag nach Trinitatis, dem 17. Oktober 1751, hielt Pfr. Michael Walther die Einweihungspredigt über Psalm 93, Vers 5:
Dein Wort ist eine rechte Lehre, Heiligkeit ist die Zierde deines Hauses ewiglich.
Die erste detailierte Beschreibung der Kirche überliefert Pfr. Walther und hebt in diesem Zusammenhang die äußere und innere Schönheit des Gotteshauses hervor.

Die Vorbereitungen für die Einweihungsfeierlichkeiten begannen bereits Wochen vor dem eigentlichen Termin. So mußten zuerst Ende August die Kirchenstände durch das Pfarramt vergeben und die Gemeinde auf den Ablauf des Gottesdienstes vorbereitet werden. Auch mußten der Gottesdienst und die Einweihungsfeierlichkeiten mit Oberamtmann Johann Philipp Friedrich Freiherr von Hutten besprochen und ihm zur Genehmigung vorgelegt werden, die bei seiner Ankunft am 01. Oktober erfolgte.

Die Feierlichkeiten begannen bereits am Samstag-Nachmittag um 2 Uhr mit Glockengeläut. Am Sonntag morgens um 6 Uhr wurde ein Danklied vom Turm geblasen. Um 8 Uhr und um 1/2 9 Uhr läuteten alle Glocken zum Gottesdienst. Inzwischen hatten sich alle Gottesdienstteilnehmer aufgestellt um vom Schloß in einer Prozession zur Kirche zu ziehen. Dort erfolgte dann ein feierlicher Gottesdienst mit der Lesung von Psalm 54, der Predigt über Psalm 93, Vers 5 und mit dem Te Deum Laudamus als Abschluß. Begünstigt durch das freundliche Wetter, nahmen auch viele Fremde am vormittäglichen Gottesdienst teil; laut Pfr. Walther waren es mindest. 3000 Personen, die 52 Gulden 50 Kreuzer spendeten. Im Nachmittagsgottesdienst, den Diakon Kirchmaier gestaltete, stand Psalm 122 im Mittelpunkt der Predigt; die Gaben betrugen 4 Gulden und 40 Kreuzer.

In diesem Zusammenhang bedankt sich Pfr. Walther für alle Stiftungen, Vermächtnisse und Spenden und zählt sie dann im einzelnen auf, sofern möglich mit Namensnennung. Er beschließt die Aufzählung mit dem Wunsch, der Herr möge Gaben und Geber segnen.

Im Laufe der 250 Jahre waren mehrere Renovierungen nötig, so 1858, 1909/11, 1929/30, 1963/64 und zuletzt 2000. Bei dieser letzten Instandsetzungsmaßnahme wurden die Wände getüncht, die Bemalung der Emporenbrüstungen erneuert, ebenso die Heizung, Beleuchtung und die Lautsprecheranlagen. Auffälligste »Erneuerung« ist die Wiederherstellung des Mittelganges, den man 1963/64 beseitigt hatte. Damit entspricht das Kirchenschiff wieder weitgehenst der Konzeption Steingrubers, wenn man das Seitengestühl und die vergitterten Herrschaftssitze links und rechts des Altars nicht berücksichtigt.

Zum Beginn seines Berichts über die Einweihungsfeierlichkeiten von 1751, beschreibt Pfr. Michael Walther die »Beschaffenheit dieses gewiss recht schönen Gotteshauses« (S. 6). Nach Beendigung der Renovierung im Jahr 2000 kann man ihm bei dieser Beurteilung nur zustimmen.